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Bei meinem Wieder-Einstieg in die Corgi-Welt musste ich mich zunächst in die in Sammlerkreisen übliche Terminologie einarbeiten und habe ausserdem gelernt, dass es Fälschungen von so ziemlich allem gibt: Schachteln, Anleitungen, Räder, …
Wie bei allen Sammlerstücken – Briefmarken, Münzen, Porzellan, Silber – ist das A und O für Wert und Preis neben der Seltenheit die Erhaltung. Für neuwertige Stücke hat sich die Bezeichnung mint etabliert, die eigentlich aus der Numismatik stammt und den prägefrischen Zustand einer Münze beschreibt. Bei Briefmarken ist mint never hinged der Zustand „postfrisch“, bei anderen Sammelobjekten bezeichnet es einen neuwertigen Zustand. („Neu“ sind Modellautos aus den 60ern praktisch nie; es gibt den Sonderfall des NOS (new old stock), wenn irgendwo noch Modelle aus alten Lagerbeständen auftauchen.)
Aus der Zeit, als ich Kameras gesammelt habe, kannte ich bereits die Begriffe NIB und NIBP für new in box und new in box with papers. Entsprechend finden wir ein MIB (mint in box) für Modellautos in Top-Zustand in der Originalschachtel.
Manzke weist in seinem schon vor mehr als 25 Jahren erschienenen Buch darauf hin, dass sich zunehmend der Standard mint in mint box etabliert, bei dem auch bei der Schachtel darauf geachtet wird, dass sich diese in absolut neuwertigem Zustand präsentiert. Eingerissene oder fehlende Laschen sind da für ein mint nicht mehr akzeptabel – meiner persönlichen Meinung nach eine ungute Entwicklung, die zu völlig überzogenen Preisen führt. Ein Modell in near mint condition in einer Schachtel, der man ihre 60 Jahre auch ansehen darf, ist immer noch ein sehr schönes Sammlerstück.
2021 wurde eine phantastische Sammlung versteigert. Der Zuschlagpreis von knapp US$ 24 000,– ist natürlich hoch, war aber in Anbetracht des Gebotenen geradezu ein „Schnäppchen“: 200 Modelle, teilweise aus der sehr frühen Zeit, in Schachteln, die aussehen, als habe man sie gerade verpackt. Die → knapp 600 Bilder dieses Auktionsloses sind sehenswert!
Schachteln werden übrigens auch nachgedruckt; bei Ebay finden Sie solche Schachteln ebenso wie Druckvorlagen dafür. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn der Verkäufer diese Stücke korrekt deklariert. (Werden sie als Originale angeboten, müssen sie als Fälschung eingestuft werden.) Ehe Sie Ihr Modell aus den späten Fünzigern in irgendein Behältnis stecken, ist es in einer reprinted box sicher besser aufgehoben. (Schachteln können sehr teuer werden; ich habe einmal die Schachtel – ohne Modelle! – für → das wahrscheinlich teuerste Corgi-Modell aus regulärer Produktion, das Gift Set No. 15 „Silverstone Racing Layout“, für mehr als £500.00 angeboten gesehen.)
Von solchen Neudrucken, die üblicherweise schon wegen ihres hervorragenden Zustands leicht als solche zu identifizieren sind, muss man wirkliche Fälschungen unterscheiden, mit denen versucht wird, aus einem Massenprodukt eine Rarität zu machen. Anfällig dafür ist z. B. das in dieser Version nur sechs Monate lang hergestellte Batmobil mit roten Rädern; bei Clausse finden Sie den Hinweis, dass es schon ein bisschen stutzig machen sollte, wenn an einem Auto in neuwertigem Zustand Räder mit deutlichen Gebrauchsspuren montiert sind.
Fälschungen zu erkennen, kann ein Problem sein; van Cleemput weist darauf hin, dass es praktisch unmöglich ist, zu erkennen, ob John Steeds Regenschirme im Gift Set No. 40 „The Avengers“ zeitgenössische Produkte oder moderne Erzeugnisse (heute wohl aus einem 3D-Drucker) sind.
Soviel als kurze Einführung zum Thema. Von Fälschungen werden Sie mit grosser Wahrscheinlichkeit als „Normalsammler“, der nicht auf der Suche nach extrem seltenen Superraritäten ist, verschont bleiben. Zu den Erhaltungsgraden empfehle ich die intensive Beschäftigung mit Auktions- und Händlerangeboten; Sie werden einen Blick dafür entwickeln und dabei leider auch das eine oder andere schwarze Schaf entdecken.
Es gab (und gibt) Corgi-Modelle, die mit vom Käufer selbst zu montierenden Teilen geliefert wurden. Beispiele aus meiner Sammlung sind der Hillman Hunter No. 302 mit einem Bogen mit Abziehbildern und die späten Versionen des Jaguar Mk II von Inspector Morse (No. 01803 und 01806), bei denen die in vorgebohrten Löchern auf den Kotflügeln zu montierenden Aussenspiegel separat in einem Spritzling beigelegt wurden.
Wie geht man damit um? Soll man diese Teile anbringen?
Ich habe entschieden, das nicht zu tun. Ein „Richtig“ oder „Falsch“ gibt es dabei nicht, aber meine Überlegungen dazu können Ihnen vielleicht bei der Entscheidung helfen:
Diese Modelle sind Sammlerstücke, kein Spielzeug. Ist ein Modell in „neuwertigem Zustand“, bedeutet das, dass es (weitgehend) so aussieht, wie es ausgesehen hätte, wenn Sie es vor sechzig Jahren gekauft hätten und dann zuhause Ihren Einkauf auf den Tisch stellten. Diesen Zustand möchte ich nicht zerstören.
Modelle in diesem Zustand sind teurer als bespielte/zugerüstete Fahrzeuge. In dem Moment, wo Sie das erste Abziehbild auf den Hillman aufkleben, haben Sie minimal 30 % des Wertes verloren. Ich würde Corgi-Modelle sicher nicht als Kapitalanlage bezeichnen, aber in einer Sammlung steckt nun einmal ein gewisser Wert – es wäre kurzsichtig, diesen leichtfertig und vorsätzlich zu vernichten.
Diese Bezeichnungen begegnen Ihnen bei Fahrzeugen mit speziellen Lackierungen und Beschriftungen (v. a. Firmenwerbung/‑aufdrucke), die Sie so nicht im Katalog finden. Definitionen dieser Begriffe finden Sie schon im Buch von Manzke, aber aktuell auch im Web (z. B. im → Toy Price Guide). Die Begriffe bedeuten:
Screenshot von ebay.co.uk am 21. 4. 2024 Das Gift Set No. 38 „Monte Carlo Rally Set“ war nur von März 1965 bis 1966 im Programm; 72 000 Exemplare wurden verkauft. Gleichzeitig mit den links abgebildeten Angeboten gab es auch noch ein Set in mint condition für £2500.00. Das Set rechts wird korrekt als Custom Code 3 angeboten; es hat mit dem Original-Set von Corgi nichts zu tun (weshalb der Verkäufer auch auf die Bezeichnung GS No. 38 verzichtet). Die Fahrzeuge sind in „falscher“ Lackierung, die Suchscheinwerfer auf den Dächern aller drei Autos entspringen der Fantasie des Bastlers. Die Abziehbilder kann man separat kaufen. Die Frontscheinwerfer sind ebenfalls weit entfernt von den Orginalen, und das Ganze kommt in einer Repro-Box. Ich würde so etwas nicht kaufen, aber es gibt vielleicht Sammler, die Freude daran haben. |
Screenshot von ebay.co.uk am 7. 7. 2024 Ein voller Code-3-Umbau; dieses Modell gab es so nie. Hier wurde nicht ein Modell modifiziert wie beim oben gezeigten Set – der Holmes Wrecker (No. 1142) als Militärfahrzeug ist ein reines Phantasieprodukt des Bastlers. |
Ein Code-3-Modell wird ein seriöser Händler immer auch als solches verkaufen und nicht versuchen, Ihnen viel Geld für eine „seltene Farbvariante“ abzunehmen. Gerade solche umfassenden Veränderungen führen uns dann zum letzten Thema dieser kurzen Einführung; hier kommen wir vom Modelle sammeln schon in den Modellbau:
Solide handwerkliche Fähigkeiten und einiges an Werkzeug sind erforderlich, wenn Sie aus einem zerkratzten Wrack mit fehlenden Reifen, matt gewordener Verglasung und verrosteten Achsen wieder ein ansehnliches Modell machen wollen. Eine Airbrush-Ausrüstung ist ebenso Pflicht wie eine Sammlung diverser Feinwerkzeuge und verschiedener Mittel zum Abbeizen, zur Kunststoff-Regeneration usw. Der Aufwand ist enorm, wenn man die investierte Zeit betrachtet; das Restaurieren ist eigentlich schon ein eigenes Hobby.
Die Videoplattform YouTube bietet zahlreiche detaillierte Videos zum Thema; suchen Sie dort einmal nach „Corgi diecast restoration“ – da wird teilweise wirklich grossartige Arbeit abgeliefert.
Irgendwann kommen Sie aber bei solchen Arbeiten an den Punkt, an dem man nicht mehr reparieren kann, sondern ersetzen muss. Fast jede Art von Ersatzteil – Verglasungen, Kühlergrills, Signalhörner, Inneneinrichtungen, Kranhaken und was es sonst so gibt – finden Sie im spezialisierten Fachhandel oder bei Ebay. Restaurations-Profis stellen allerdings sämtliche Teile und sogar ihre Reifen selbst her; ein Beispiel finden Sie in → diesem Video.
Wenn Sie sehen, dass dieses Modell in mint condition für unter £100.00 zu haben ist und in dem Video berichtet wird, dass allein das Richten des Kranauslegers vier Stunden gedauert hat, wird klar, warum ich das als eigenständiges Hobby betrachte. Das macht man nicht, um Geld zu sparen, sondern weil es Spass macht!
Eine lästige Angewohnheit der Firmen müssen Sie bei Restaurationsarbeiten eigentlich immer als erstes überwinden: Die Bodenplatten waren nicht verschraubt, sondern vernietet (bei Corgi und Dinky; Dinky stellte später auf Schrauben um). Nach dem Ausbohren der Nieten kann es dann losgehen. Viel Spass!
Literatur:
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Erste Veröffentlichung am 6. April 2023, letzte Bearbeitung am 7. August 2024.
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